Dem gläubigen Volk des Mittelalters, das so schnell und so gern an Wunder glaubte, galt Nikolaus als der grosse Wundertäter in allen Nöten und Gefahren.
Der Einfluss seiner Legende auf die darstellende Kunst und auf die kirchliche Hymnendichtung ist unvergleichlich gewaltig und nachhaltig gewesen. Eine alte slawische Legende erzählt die reizvolle kleine Geschichte eines Kaufmanns. Es war einmal ein reicher Mann. Er trug den schönen Namen Teophanes. Um sein Haus zu schmücken, gab er einem berühmten Maler den Auftrag, drei Ikonen zu malen. Er wünschte ein Bild von Christus, eines von Maria und eines von Nikolaus. Sie gelangen sehr gut. Theophanes stellte sie in seinem Haus auf. Er bat den Patriarchen, Bischof Anastasios, die Bilder zu weihen. Der Patriarch trat ins Haus, weihte die Bilder von Christus und Maria - das Nikolausbild aber wies er zurück. Man dürfe Nikolaus nicht Christus und Maria gleichsetzen, brummelte er in den ehrwürdigen Bart. Ein paar Tage darauf unternahm der Patriarch eine Seereise. Er geriet in Seenot. Die Wogen schaukelten das Schiff. Als die Not am größten war, rief er zu Nikolaus um Hilfe. Der Sturm legte sich, und der Patriarch und die Schiffsbesatzung erreichten wohlbehalten das Ufer. Sofort machte sich der Patriarch auf den Weg zu Teophanes. Demütig und dankbar weihte er auch das Nikolausbild.
Weil im Sarkophag des Heiligen das wundersame Nikolausöl tropft, vereinnahmen auch die Apotheker, die Parfüm- und Spezereihändler den heiligen Bischof für sich und stellten sein Bild zwischen Fläschchen und Mixturen auf.
In San Angelo bittet ein kinderloses Ehepaar den heiligen Nikolaus um seine Fürbitte, dass ihnen ein Kind geschenkt werde. Sie nennen es Nikolaus. Das Kind war ein Heiliger: Der heilige Nikolaus von Tolentino und Nikolaus wird zum Patron der Eheleute, die sich Kinder wünschen
Apotheker, Parfüm- und Spezereien Hersteller.
Kinderlosen Eheleute
Die Stadt Myra leidet Hunger. Die Legende schildert, wie ihr Bischof drei Kornschiffe in den Hafen lotst und Korn austeilen lässt, und Nikolaus wird Beschützer der Müller und Bäcker.
Müller und Bäcker
Im 11. Jahrhundert erzählten sich die Menschen in Nordfrankreich eine grausame Schüler, Chorknaben und Metzger
Geschichte. Die kleinen Kinder zogen dabei die Beine hoch und klapperten mit den Zähnen.
Die Legende von den drei Kindern: Ein Wirt ermordet sie und stückelt das Fleisch ins
Pökelfass. Die Eltern suchen ihre Kinder und bestürmen Sankt Nikolaus.
Er klopft in später Nachtstunde an die Gasthaustür und erweckt die
Kinder zum Leben.
Sankt Nikolaus wird Patron der Schüler, der Chorknaben und seltsamerweise- der
Metzger.
Ein Jude hatte einen großen Betrag an einen Christen ausgeliehen. Die Legende weiß, Pfandleiher und Geldgeber
zu berichten: Der Christ behauptete, er habe alles zurückgegeben und schwörte es.
Nikolaus entlarvte den meineidigen Christen. - Er wird Patron der Pfandleiher und Geldgeber.
Ein Jude hat ein Nikolausbild vor den Hauseingang gestellt, als er verreisen wollte. Diebe und Räuber
"Nikolaus, Du hütest mir mein Eigentum! Sonst werde ich Dich bestrafen!" drohte er.
Diebe kommen und rauben das Haus ratzekahl aus. Als sie die Beute verteilen, erscheint
ihnen Nikolaus. Sie bringen die Beute zurück, und Nikolaus wird Patron der Diebe und Räuber.
Halunken und Verbrecher der vergangenen Zeiten seufzten zu ihm das Stoßgebet:
"Heiliger Sankt Nikolaus, schütze uns vor Polizei und Arbeitshaus!"
Die älteste Legende plaudert von drei Goldsäcklein: Ein verarmter Vater kann seinen Heiratsfähigen Töchter
Töchtern keine Mitgift in die Ehe geben. Da wirft ihnen der junge Nikolaus
das Geld zum Fenster hinein. Nikolaus wird Patron der heiratsfähigen Töchter.
Er wird auch oft mit drei goldenen Kugeln dargestellt.
Eine weitere Legende illustriert seine Schutzherrschaft über die Langfingerzunft. Pilger und Reisende
Fromme Pilger sind unterwegs zum Grab des heiligen Nikolaus. Vor der Abfahrt
kommt eine vornehme Frau mit einem geheimnisvollen Ölgefäß zu ihnen.
Sie möchten doch das Öl in die Lampen am Nikolausgrab gießen, bittet sie.
Im Traum aber warnt sie Sankt Nikolaus. Die Pilger gießen das Öl ins Meer. Da fängt
das Wasser an zu fauchen und wüten und stinken. Die Pilger schreien um Hilfe.
Sankt Nikolaus beruhigt das Meer und die zitternden Pilger, und er wird Patron der
Pilger und Reisenden.
Nikolaus von Myra in Geschichte und Verehrung. Seeleute waren vor der Lykischen Küste Seeleute
in schwere Seenot geraten. Die Legende erzählt, wie sie zu Nikolaus schrien. Er erscheint
auf den Planken und hält die Hand gegen den Sturm, fast wie einst Christus auf
dem See Genezareth.
Nikolaus wird Patron der Seeleute.
Drei Feldherrenwerden verleumdet und unschuldig verurteilt. Sankt Nikolaus holt sie vom Gefangene und Advokaten
Richtplatz und vom Schwert des Scharfrichters weg, und er wird Patron der Gefangenen
und der Advokaten.
Ein armer Kaufmann muss seinen letzten Teppich verkaufen und leidet Not.
Sankt Nikolaus bringt ihm sein liebes Erbstück zurück. Er wird Patron der Kaufleute Kaufleute
Für Popularität sprechen die vielen Berufe und Stände, die unter seinem Patronat stehen. Als einer der bekanntesten mittelalterlichen Heiligen gehört er im weiten Sinne zu den Vierzehn Nothelfern. Er wird zusätzlich zu oder als Ersatz für einen anderen Nothelfer abgebildet. Nikolaus, dem Gott die Gewalt über die Elemente gab, gilt gleichzeitig auch als Helfer bei allen Gefahren und Nöten, die von Wasser, Feuer, Erde und Luft ausgehen.
Nikolaus, der neben Maria meistverehrten Heilige der Ostkirche, ist Patron Rußlands. Städte wie Bari, Amsterdam und die holländische Neugründung in Übersee, das heutige New York, haben den Heiligen zum Schutzherren.
Werner Scharrer